
Ab dem 10. Februar 2025 ist es offiziell: In der EU darf UV-bestrahltes Mehlwurmpulver in Lebensmitteln wie Brot, Kuchen und Nudeln verarbeitet werden.
Die Vorstellung ist für viele sicher gewöhnungsbedürftig – Mehlwürmer im Brot? Konkret betrifft die neue Zulassung das Pulver aus den Larven des Mehlkäfers (Tenebrio molitor), das nun durch UV-Bestrahlung mit zusätzlichem Vitamin D3 angereichert wird. Während Mehlwürmer als Lebensmittel schon länger erlaubt sind, geht es bei dieser neuen Verordnung explizit um die UV-Behandlung und den Einsatz zur Vitamin-D-Anreicherung.
Für mich ist das ein weiterer guter Grund, mein Brot selbst zu backen – mit Zutaten, die ich selbst wähle und deren Herkunft ich kenne.
Statt „Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ heißt es beim Brot- und Kuchenkauf jetzt wohl:
👉 „Fragen Sie Ihren Bäcker oder Konditor“
Ich konzentriere mich hier bewusst nur auf die aktuelle Vitamin-D3-Regelung – meinen Artikel über Insekten als Lebensmittel findest du hier: Insekten auf dem Teller - Zukunft oder Zumutung?
EU-Durchführungsverordnung: UV-bestrahlte Mehlwürmer in Lebensmitteln
Am 10. Februar 2025 tritt die Durchführungsverordnung (EU) 2025/89 der Europäischen Kommission in Kraft. Sie erlaubt die Verwendung von UV-behandeltem Mehlwurmpulver (Tenebrio molitor) als neuartiges Lebensmittel in der EU. Damit dürfen Hersteller das Pulver künftig in einer Vielzahl von Produkten einsetzen – darunter Brot, Kuchen, Teigwaren, verarbeitete Kartoffelerzeugnisse, Käse sowie Obst- und Gemüsekompott.
Die zulässigen Höchstmengen sind je nach Produktkategorie festgelegt: In Brot und Kuchen sind bis zu 4 Gramm Mehlwurmpulver pro 100 Gramm Endprodukt erlaubt, während der Höchstgehalt in Käse 1 Gramm pro 100 Gramm beträgt. Durch die UV-Bestrahlung soll das Pulver mit zusätzlichem Vitamin D3 angereichert werden, um eine „natürliche“ Quelle für dieses Vitamin zu bieten.
Während die EU dies als nachhaltige Proteinquelle und sinnvolle Vitamin-D-Ergänzung vermarktet, sehen Kritiker die Entwicklung skeptisch. Allergierisiko, mangelnde Kennzeichnung und die schleichende Einführung von Insekten in die Lebensmittelproduktion sorgen für kontroverse Diskussionen. Ist dies ein Fortschritt in der Ernährung oder ein riskantes Experiment mit ungewissen Folgen?
Französisches Unternehmen erhält Monopol
Die Genehmigung für das UV-behandelte Mehlwurmpulver ist vorerst auf fünf Jahre begrenzt und wurde exklusiv dem französischen Unternehmen Nutri’Earth erteilt. Während dieser Zeit hat Nutri’Earth das alleinige Recht, das bestrahlte Mehlwurmpulver in der EU zu vermarkten und in den zugelassenen Lebensmittelkategorien einzusetzen. Andere Hersteller dürfen das Produkt erst nach Ablauf dieser Frist vertreiben.
Diese Exklusivität wirft Fragen auf: Geht es hier wirklich um Innovation und Verbrauchernutzen – oder eher um wirtschaftliche Vorteile für einzelne Unternehmen?
Kennzeichnungspflicht
Die Durchführungsverordnung (EU) 2025/89 schreibt spezifische Kennzeichnungsvorschriften vor:
Lebensmittel, die Mehlwurmpulver enthalten, müssen darauf hinweisen, dass diese Zutat bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen hervorrufen kann. Auch der Hinweis auf das Vitamin D muss in der Zutatenliste aufgeführt werden, wenn der Vitamin-D-Gehalt einen signifikanten Wert erreicht.
Konkret muss die Zutat unter der offiziellen Bezeichnung „UV-behandeltes Larvenpulver von Tenebrio molitor (Mehlwurm)“ in der Zutatenliste erscheinen. Zusätzlich ist ein deutlicher Hinweis erforderlich, dass das Produkt allergische Reaktionen bei Personen auslösen kann, die empfindlich auf Krebstiere oder Hausstaubmilben reagieren.
Obwohl die Einführung von Mehlwurmpulver in Lebensmitteln von vielen als Schritt in eine nachhaltigere Richtung gefeiert wird, bleibt fraglich, wie konsequent die Kennzeichnungsvorgaben tatsächlich überwacht und ob Verbraucher genügend aufgeklärt werden, um fundierte Entscheidungen beim Einkauf zu treffen.
Pro & Contra
Pro:
- Nachhaltige Proteinquelle: Mehlwurmzucht benötigt deutlich weniger Ressourcen als Wasser, Land und Futter im Vergleich zu herkömmlichen tierischen Quellen. Dies macht ihn zu einer umweltfreundlicheren Option.
- Hoher Nährstoffgehalt: Mehlwurm-Pulver ist nicht nur eine hervorragende Proteinquelle, sondern enthält auch essenzielle Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe, die zur Verbesserung der Nährstoffdichte von Lebensmitteln beitragen können.
- Anreicherung mit Vitamin D3: Die UV-Bestrahlung steigert den Vitamin-D3-Gehalt, was vor allem für die Anreicherung von Lebensmitteln wie Brot und Kuchen nützlich sein kann.
- Diversifizierung der Ernährung: Der Einsatz von Mehlwurm-Pulver kann dazu beitragen, die Ernährung zu diversifizieren und die Abhängigkeit von traditionellen Fleischquellen zu reduzieren.
Contra:
- Kulturelle Akzeptanzprobleme: In vielen westlichen Ländern sind Insekten noch immer kein gewöhnlicher Bestandteil der Ernährung, was zu Akzeptanzproblemen und einer möglichen Ablehnung durch Verbraucher führen kann.
- Allergierisiken: Menschen, die empfindlich auf Krebstiere oder Hausstaubmilben reagieren, könnten auch allergisch auf Mehlwurm-Pulver sein, was ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellt.
- Fehlende Langzeitstudien: Da die Zulassung von UV-bestrahltem Mehlwurm-Pulver erst jetzt erfolgt, gibt es noch keine Langzeitstudien zu den gesundheitlichen Auswirkungen des regelmäßigen Verzehrs.
- Monopolstellung: Die Zulassung des Produkts durch ein einziges Unternehmen könnte den Wettbewerb einschränken und potenziell die Verfügbarkeit von Alternativen verringern.
- Insekten als „Ersatz“ für pflanzliche Produkte: Durch die Einführung von Insektenmehl könnten vegane Produkte mit nicht pflanzlichen Zutaten ergänzt werden, was vor allem in einer Zeit, in der immer mehr Menschen auf pflanzenbasierte Ernährung setzen, als Widerspruch zur veganen Philosophie wahrgenommen werden könnte.
In vielen Teilen der Welt gelten Insekten wie der Mehlwurm als nahrhafte und proteinreiche Nahrungsquelle, die zur nachhaltigen Ernährung beitragen können. Doch trotz ihrer ökologischen Vorteile sind allergische Reaktionen für empfindliche Personen ein ernstes Problem, das nicht unbeachtet bleiben darf. Deshalb darf es meiner Meinung nach nicht einfach in traditionell vegane Lebensmittel wie Brot eingemischt werden.
Verkehrte Welt

Zu Beginn dachte ich wirklich, ich wäre einem Fake aufgesessen, als ich von der EU-Verordnung hörte, die es ab 2025 erlaubt, UV-bestrahltes Mehlwurmpulver in Backwaren zu verwenden. Es kam mir einfach zu absurd vor. Doch leider ist es wahr.
In einer Zeit, in der der Trend zu einer pflanzenbasierten, veganen Ernährung geht, soll uns ausgerechnet Mehlwurm-Pulver als „gesunde“ Zutat untergejubelt werden – sogar in Brot und Kuchen. Dabei bleibt der eigentliche Widerspruch: In Europa, wo Insekten nach wie vor eine Seltenheit auf dem Speiseplan sind, sollen wir sie künftig konsumieren, während es für uns Katzenbesitzer praktisch unmöglich ist, hochwertiges Insektenfutter zu finden. Katzen sind nachweislich omnivor, fressen in freier Wildbahn gern Insekten und brauchen sie sogar als Nahrungsquelle. Doch bei uns in Deutschland gibt es kaum Insektenfutter zu kaufen – und das in einer Zeit, in der wir Menschen dazu gedrängt werden sollen, Mehlwürmer als „gesundheitsfördernde“ Zutaten zu essen.
Fazit
Ich bin überzeugt, dass es bessere Möglichkeiten zur Vitamin-D3-Supplementierung in Lebensmitteln gibt als UV-bestrahltes Mehlwurmpulver. Warum ein veganes Produkt mit tierischem Vitamin D3 anreichern, wenn es auch andere Optionen gibt?
Für mich steht vor allem das Risiko allergischer Reaktionen im Vordergrund. Wir Verbraucher müssen noch genauer auf Zutatenlisten und Allergiehinweise achten. Aber was passiert, wenn jemand erst durch unkontrollierte Reaktionen merkt, dass er gegen Krebstiere allergisch ist? Viele wissen es nicht, weil sie diese Zutaten vorher nie konsumiert haben.
Wir, die wir an Glutenempfindlichkeit oder anderen Allergien leiden, sind es gewohnt, Zutatenlisten akribisch zu studieren. Doch das trifft auf viele andere Verbraucher nicht zu.
Die Hoffnung bleibt, dass Aufklärung und strikte Kennzeichnungspflichten in der Zukunft dafür sorgen, dass jeder gut informiert ist. Aber wie konsequent wird die Kennzeichnungspflicht durchgesetzt? Und wie gut sind Verbraucher tatsächlich sensibilisiert, um fundierte Entscheidungen zu treffen?
Muss Europa sich wirklich eine „tierische“ Vitamin-D3-Zwangsernährung auferlegen lassen?
Was meint ihr dazu? Ich bin gespannt auf eure Meinungen.
- Insekten auf dem Teller - Zukunft oder Zumutung? Finde es heraus & klick dich rein!
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