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Anti-Nährstoffe Teil 2: ATI, Enzymhemmer, Oxalsäure & Tannine

Im ersten Teil dieser Serie ging es um die bekannten Kandidaten: Gluten, Phytinsäure, WGA und Lektine.
Hier kommen die restlichen Stoffe, die oft unter dem Radar laufen – aber trotzdem Wirkung zeigen. Besonders bei empfindlicher Verdauung oder chronischen Beschwerden lohnt sich ein genauer Blick.

1. ATI – Amylase-Trypsin-Inhibitoren und ihre Wirkung

Amylase-Trypsin-Inhibitoren (kurz: ATIs) sind pflanzliche Abwehrstoffe, die Parasiten abwehren und den Eiweißabbau im Korn verhindern sollen. Für Menschen mit sensibler Verdauung sind sie alles andere als harmlos.

 

Warum produziert die Pflanze ATIs?
✔ Schutz vor Parasiten – ATIs blockieren Verdauungsenzyme von Insekten
✔ Hemmen den Proteinabbau im Korn – damit das Korn möglichst lange „überlebt“

 

Was sie im Körper bewirken können:
⤷ Fördern Entzündungen, besonders in Verbindung mit Gluten
⤷ Stehen im Verdacht, „Bäcker-Asthma“ auszulösen
⤷ Reizen Lunge, Haut und Verdauungstrakt
⤷ Verstärken Weizensensitivität und allergieähnliche Reaktionen

 

Vorkommen:
• Hohe Mengen: Weizen, Roggen, Gerste
• Mittlere Mengen: Kichererbsen, Quinoa, Hafer
• Geringe Mengen: Buchweizen, Erbsen, Bohnen
Glutenfreie Mehle wie Mandel, Mais oder Kokos enthalten keine ATIs

 

Gut zu wissen:
⤷ Durch Fermentieren, Keimen und Einweichen lässt sich der ATI-Gehalt deutlich senken.

 

2. Enzymhemmer – wenn Pflanzen die Verdauung ausbremsen

Enzymhemmer blockieren Verdauungsenzyme im Darm – bei Pflanzen eine raffinierte Abwehrstrategie, bei uns manchmal eine Verdauungsbremse.

 

Warum produziert die Pflanze Enzymhemmer?
✔ Schutz vor Fressfeinden – blockiert deren Verdauung
✔ Verhindert vorzeitige Keimung des Samens

 

Was sie im Körper bewirken können:
⤷ Stören die Verdauung von Eiweißen und Kohlenhydraten
⤷ Können zu Blähungen, Völlegefühl und Nährstoffmangel führen
⤷ Verstärken Beschwerden bei Zöliakie, Reizdarm oder chronischen Entzündungen

 

Vorkommen:
• Hohe Mengen: in Schale & Keim von Weizen und anderen glutenhaltigen Körnern
• Geringere Mengen: Mais, Hafer, Buchweizen, Hülsenfrüchte
• Kaum oder keine: Mandel-, Reismehl, Kokosmehl

 

Gut zu wissen:
Einweichen, Keimen und Fermentieren bauen Enzymhemmer ab.

 

3. Oxalsäure – Nährstoffräuber mit zwei Seiten

Oxalsäure ist ein pflanzlicher Schutzstoff – in hoher Menge kann er aber die Aufnahme von Calcium blockieren und Nierensteine begünstigen.

 

Warum produziert die Pflanze Oxalsäure?
✔ Schutz vor Fressfeinden – wirkt in hohen Dosen giftig
✔ Reguliert den Mineralienhaushalt und Zellstoffwechsel der Pflanze

 

Was sie im Körper bewirken kann:
⤷ Bindet Calcium und verringert dessen Aufnahme
⤷ Kann Nierensteine begünstigen
⤷ Reizt bei entsprechender Veranlagung die Schleimhäute

 

Vorkommen:
• Viel: Rhabarber, Spinat, Mangold, Rote Bete, Buchweizenmehl, Mandelmehl
• Weniger: Weizen, Reis, Hirse, Kartoffeln

 

Gut zu wissen:
Oxalsäure wirkt antioxidativ – also nicht per se schädlich
⤷ Bei Neigung zu Nierensteinen besser in Maßen genießen.

 

4. Tannine – Gerbstoffe mit doppelter Wirkung

Tannine sind Bitterstoffe, die Pflanzen vor dem Gefressenwerden schützen sollen – beim Menschen hemmen sie aber die Nährstoffaufnahme und reizen Schleimhäute.

 

Warum produziert die Pflanze Tannine?
✔ Abwehr gegen Insekten & Mikroben – durch bitteren, zusammenziehenden Geschmack
✔ Schutz der Zellstrukturen vor Oxidation

 

Was sie im Körper bewirken können:
⤷ Binden Eiweiße & Enzyme im Verdauungstrakt
⤷ Hemmen die Eisenaufnahme
⤷ Können Schleimhäute austrocknen und Magenprobleme verursachen

 

Vorkommen:
• Viel: Tee, Kaffee, Rotwein, Nüsse, Hafer, Buchweizen, Sorghum, Gerste
• Auch in: Spinat, Granatapfel, Brokkoli

 

Gut zu wissen:
⤷ Tannine wirken antioxidativ und können das Immunsystem stärken – aber bei Eisenmangel sollten sie nicht gemeinsam mit eisenreichen Lebensmitteln gegessen werden.

 

✅ Fazit: Pflanzenabwehr kann ganz schön anstrengend sein

Diese Anti-Nährstoffe wirken nicht im Verborgenen – sie greifen aktiv in die Verdauung ein. Für gesunde Menschen ist das meist kein Problem.
Aber wer mit Reizdarm, Nährstoffmangel oder chronischer Erschöpfung zu tun hat, sollte sie im Blick behalten.

 Wie man viele davon ganz einfach reduzieren kann?

➡ Das erfährst du im nächsten Teil der Serie:

🔗 Diese Beiträge gehören zur Serie über Anti-Nährstoffe:

Was, bitte, sind denn Anti-Nährstoffe?
Anti-Nährstoffe Teil 2: ATI, Enzymhemmer, Oxalsäure & Tannine
FODMAPs bei Reizdarm – wenn Kohlenhydrate den Darm ärgern
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Dann klick Dich durch – jeder Beitrag hat seine ganz eigenen Krümel in der Spur.

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