
Wie viele Bienenleben stecken in deinem Honig?
Neulich las ich auf Instagram, dass eine Biene in ihrem ganzen Leben einen Teelöffel Honig produziert.
Ich blieb hängen. Das klang wenig, wenn ich bedenke, wie schnell ein Teelöffel Honig vernascht ist.
Es verfolgte mich bei der Gartenarbeit, wo es um mich herum in den Blüten emsig summte.
Konnte das wirklich stimmen?
Ich hatte mir darüber noch nie Gedanken gemacht – und genau das erschütterte mich.
Der Teelöffel-Check
Nur ein Teelöffel Honig – von einem ganzen Bienenleben?
Ich musste das prüfen.
Das Ergebnis war ernüchternd.
Bei den einen heißt es: „Eine Biene produziert zwei bis drei Gramm Honig.“
Die österreichische Imkervereinigung spricht sogar von zwei Teelöffeln pro Bienenleben.
Das klingt deutlich mehr, als ich gelesen hatte.
Und ja – auf den ersten Blick stimmt das.
Aber nur, wenn man den Bruttowert rechnet.
Also alles, was gesammelt wird – auch das, was unterwegs verbraucht wird.
Flugbenzin & Fakten
Denn Bienen leben nicht von Luft und Liebe.
Sie fliegen. Sie arbeiten. Sie verbrennen Energie – denn Bienen fliegen nicht elektrisch.
Was für uns eine süße Zutat ist, ist für sie überlebenswichtiges Flugbenzin.
Ein Großteil des gesammelten Nektars wird direkt verbraucht – fürs Fliegen, fürs Heizen des Stocks, fürs Füttern der Brut, fürs Bauen der Waben, für die Temperaturregulierung.
Fürs Funktionieren.
Wenn man das alles abzieht, bleibt nur ein Bruchteil übrig.

Fachleute schätzen:
Etwa 0,5 bis 0,75 Gramm Honig pro Biene.
Das entspricht etwa 1/12 Teelöffel.
Oder anders gesagt:
Zwölf Bienen für einen einzigen Teelöffel Honig.
Wie du auf dem Bild siehst.
Das ist noch nicht alles
Nicht jede Biene sammelt.
Nur die älteren Trachtbienen fliegen aus – die Jungen arbeiten im Stock, die Winterbienen überleben einfach.
Und ob der Honig-Ertrag überhaupt zustande kommt, hängt von vielem ab:
– Wetter
– Blütenangebot
– Volksgröße
– Flugreichweite
– Energiebedarf
Und dann: von der Lebensdauer der Biene.
Sommerbienen leben etwa 4–6 Wochen – in dieser Zeit schaffen sie ihre ganze Honigleistung.
Danach sterben sie – oft aus Erschöpfung.
Es geht nicht nur um Honig

... aber es geht nicht nur um Honig.
Ohne Bienen keine Bestäubung der Blüten.
Und ohne Bestäubung?
Keine Äpfel. Keine Erdbeeren. Kein Gemüse.
Keinen Kaffee. Keinen Tee.
Ohne Bienen hätten wir kein Leben mehr, wie wir es kennen.
Eine einzige Biene besucht pro Tag bis zu 1.000 Blüten.
Für ein Kilo Honig müssen bis zu 6 Millionen Blüten angeflogen werden.
Dafür fliegen sie – über den Daumen gepeilt – dreimal um die Welt.
Und das nicht für uns.
Sondern für ihr eigenes Überleben.
Die Biene lebt.
Wir sind es, die in ihr Leben eingreifen.
Und wir? Spritzen, vergiften, zerstören.
Was ihnen schadet, schadet am Ende auch uns.
Pestizide. Monokulturen. Flächengifte.
Das massenhafte Bienensterben ist kein Naturereignis.
Es ist Massenmord mit Ansage.
In einer Zeit, in der Kriege, Klimakrise und Kontrollverlust längst zur Normalität geworden sind.
Okay – was zählt in dieser Welt eine Biene, wenn die Menschen sich gegenseitig vernichten?
Da gibt es doch wohl wirklich Wichtigeres als eine Biene, oder?
Es ist, als wären wir nicht nur blind – sondern taub und taubstumm gleich mit dazu.
Dabei könnten wir uns so viel abschauen.
Ausgerechnet von denen, die wir gerade vernichten.
Vom Bienenvolk.
Vom Miteinander. Von der Aufgabenteilung. Von der Verantwortung füreinander.
Nicht umsonst heißt es: fleißiges Bienchen. Sie tun, was getan werden muss – nicht für Ruhm, nicht für Likes.
Sondern für den Fortbestand der Gemeinschaft.
Eine Gesellschaft, die funktioniert. Weil jeder seinen Platz hat. Und jeder zählt.
Ein Eimer Honig – und tausende Leben

Heute, nach dem Schreiben dieses Beitrags, habe ich Honig umgefüllt. Und plötzlich war es anders als früher.
Ich habe diesen Honig geschenkt bekommen – aus der Imkerei einer Freundin. Einen 2,5-Kilo-Eimer. Heute habe ich ihn mit anderen Augen umgefüllt als früher.
Nicht mehr einfach nur als Vorrat.
Sondern als das, was er wirklich ist:
Das Lebenswerk von rund 3.000 bis 5.000 Bienen.
Und auch das Ergebnis unzähliger Stunden menschlicher Arbeit:
Imkerinnen und Imker, die pflegen, begleiten und Verantwortung übernehmen.
Die den Honig nicht einfach nehmen, sondern achtsam teilen.
Wir sollten nicht aufhören, Honig zu essen –
nicht aus schlechtem Gewissen verzichten -
sondern mit echtem Respekt genießen.
Respekt vor der Leistung der Bienen.
Und vor denen, die sie begleiten.
Einstein hat es gesagt. Wir sollten endlich hinhören.
„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet,
dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“
– Albert Einstein
Ob er das wirklich genau so gesagt hat, ist letztlich egal. Denn er hatte recht.
Wenn wir die Bienen verlieren, verlieren wir mehr als nur ein Frühstücksglas Honig.
Dann verlieren wir unser eigenes Überleben und unsere Zukunft.
Auch wenn nicht alle Pflanzen auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen sind – Getreide wie Weizen oder Reis werden zum Beispiel durch den Wind bestäubt
–, bleibt die Wahrheit bestehen:
Ohne Bienen schrumpft unsere Pflanzenvielfalt.
Unsere Ernährung wird eintöniger, unsere Umwelt instabiler.
Die Biene ist mehr als nur Nektarsammlerin – sie ist ein Frühwarnsystem.
Ein stiller Indikator dafür, ob unsere Umwelt noch im Gleichgewicht ist.
Oder ob sie längst aus der Balance geraten ist.
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„Wir retten nicht die Bienen.
Die Bienen retten uns – wenn wir sie leben, fliegen und sammeln lassen.“
... Elke

Elke Schulenburg (Dienstag, 15 April 2025 14:59)
Liebe Annelie,
das bedeutet mir viel – gerade, weil du mitten im Thema steckst.
Ich schreibe nicht über Bienen, weil’ s nett klingt. Sondern weil es wichtig ist, genau solche Informationen weiterzugeben – die ich übrigens selbst erst richtig bewusst wahrgenommen habe, als ich mich tiefer mit dem Thema beschäftigt habe.
Danke, dass ihr diese Arbeit macht – und dass ich ein Stück davon weitertragen darf.
Imker wie euch brauchen die Bienen. Und wir, die gerne Honig essen, brauchen euch auch.
… und euer Schwarzwald-Honig schmeckt übrigens einfach grandios.
Herzliche Grüße nach Baden-Württemberg.
Elke
Annelie Haist (Dienstag, 15 April 2025 10:25)
Liebe Elke,
die Bienen sagen DANKE für die Informationen die du über ihre Lebensweise und ihr Erzeugnis HONIG geschrieben hast und wir als Imker bedanken uns für die Wertschätzung !
Liebe Grüße von der Freundin Annelie aus der Imkerei in Baden-Württemberg