· 

Was tun mit Apfelschalen? Zwischen Nachhaltigkeit & Nährstoff-Mythen

Wenn du Apfelkuchen backst, bleiben oft die Apfelschalen übrig. Und klar: In und unter der Schale sitzen wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamin C, Ballaststoffe (v. a. Pektin) und antioxidative Polyphenole.
Aber auch Rückstände. Besonders bei konventionell angebauten, makellos glänzenden Äpfeln – die wurden gespritzt, damit sie so aussehen, wie der Handel sie haben will.

Empfehlung: Für Apfelschalentee oder ähnliche Ideen ausschließlich Bioäpfel verwenden. Und auch die vorher mit Natronlösung waschen (1 TL auf 1 l Wasser, 15 Minuten einwirken lassen).

Zero Waste bedeutet nicht „Alles verwerten um jeden Preis“, sondern bewusst entscheiden – zwischen Nährwert und möglicher Belastung.

Natürlich werden jetzt manche sagen:
„Das beste Zero Waste ist doch: die Schale einfach dranlassen!“
Klar – das spart Zeit, Abfall und macht Sinn. So mache ich es bei Möhrenrohkost auch.
Oder beim Entsaften – da bleibt sowieso alles dran, auch das Kerngehäuse.
Und bei Apfelkuchen mit fein geraspelten Äpfeln spricht ebenfalls nichts dagegen.

Aber bei klassischen Apfelkuchen vom Blech oder besonders feinen Varianten mag ich es nicht.
Ich schäle die Äpfel vorher – und stehe dazu. Wer’s lieber mit Schale mag: nur zu. Kein Problem. 
Denn zum Glück sind die Geschmäcker verschieden. Sonst wäre unser Essen auch entsetzlich langweilig.

 

Apfelschalen-Tee

Apfelschalen – frisch oder getrocknet – je nachdem, was gerade übrig ist.

Das reicht für eine Tasse milden, frisch-fruchtigen Tee – und mehr braucht’s eigentlich gar nicht.

Einfach mit heißem Wasser aufgießen und etwa 10 Minuten ziehen lassen.
Sind die Schalen getrocknet, gern etwas länger – 10–15 Minuten passen gut.
Warm genießen – oder als Eistee mit Apfelscheiben und ein paar Eiswürfeln servieren.

Wer mag, gibt noch etwas Zitronensaft dazu – und vielleicht ein Löffelchen Honig.
Fertig ist ein schneller Früchtetee. Resteverwertung, die sich lohnt.

Rezeptidee: bunte Gartenmischung

Ich bin heute durch den Garten geschlendert und habe mir für meinen Tee eine bunte Frühlingsmischung zusammengestellt.
Das macht den Apfelschalen-Tee nicht nur geschmackvoller, sondern auch wertvoller.

Die Apfelschalen bringen die fruchtige Note, Melisse die Frische – und alle anderen Pflanzen liefern ihre sekundären Pflanzenstoffe gleich mit.
So könnte übrigens auch eine kleine, unspezifische Frühjahrskur aussehen:
Jeden Tag eine andere Gartenmischung zu den Apfelschalen, die sowieso übrig bleiben.
Das nenne ich mal geschmackvolle Resteverwertung.

Pflanzenwahl – spontan & saisonal:

– Gänseblümchen
– Löwenzahnblüten oder -blütenblätter
– Melisse
– Vergissmeinnicht
– Giersch


Zubereitung:
Mit ca. 600 ml heißem Wasser (80–90 °C) übergießen.
10–15 Minuten ziehen lassen. Warm oder kalt genießen.

 – Optional: 1 TL Honig & etwas Zitronensaft


Tipp:

Viele sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole, Flavonoide oder Gerbstoffe sind hitzestabil.
Vitamin C geht bei hohen Temperaturen zwar verloren – aber das steckt in getrockneten Schalen ohnehin kaum noch drin.
Kurz abgekühltes Wasser reicht aus, um die wertvollen Aromen sanft zu lösen.

 

Weitere Ideen für deine Tee-Mischung

Apfelstückchen – frisch oder getrocknet: intensivieren den fruchtigen Geschmack
Rosinen – geben Süße und Tiefe
Zimtpulver – eine Prise reicht für eine warme, runde Note
Ingwer – getrocknet oder frisch: bringt leichte Schärfe
Sternanis – halber Stern für Lakritzfans oder Wintergefühle
Orangenschale – frisch oder getrocknet: sorgt für den Frischekick
Koriander – würzig, charakterstark und mit dem Ruf als „entgiftende“ Pflanze

 

Was kann man mit Apfelschalen noch machen?

Aromatisiertes Wasser (Infused Water)
Ein paar frische Apfelschalen in einen Krug Wasser geben – optional mit Minze, Zitrone oder Orangenschale. Erfrischend, feinfruchtig und ideal im Sommer.

Kombucha verfeinern
Wer selbst Kombucha macht, kann Apfelschalen im zweiten Ferment mitziehen lassen – das ergibt ein sanftes Apfelaroma.

Pektin-Gelee kochen
Apfelschalen und Kerngehäuse enthalten viel natürliches Pektin. Daraus lässt sich ein einfaches Gelee kochen – entweder pur oder als Basis für andere Fruchtgelees.

Duftpotpourri
Apfelschalen mit Zimtstangen, Nelken und Orangenschale trocknen – ergibt einen angenehmen, warmen Raumduft. Etwas Old School, aber nett.

 

Und was ist mit den angesagten Apfelschalen-Chips?

Die geistern auf Social Media ja gern als „Zero-Waste-Snack“ durch die Gegend. Klingt super – ist aber offen gesagt oft mehr Idee als Genuss.

• Im Ofen brauchen sie ewig – und das bei Temperaturen von 120 bis 150 Grad.
Bei dieser Hitze haben sich Vitamine & Co. längst verabschiedet.
Von der versprochenen Vitaminbombe bleibt da nichts übrig. Die hätten wir wirklich nur, wenn wir die Schalen direkt und frisch vernaschen.

• Oft werden sie zäh statt knusprig – selbst bei langer Trocknung
• Der Geschmack ist eher flach – außer man überzuckert sie kräftig

 

Was bringt Natron beim Waschen eigentlich wirklich?

Ja – Natron hilft, bestimmte Rückstände zu lösen.
Studien, z. B. von der University of Massachusetts (2017), zeigen:
Eine 1%ige Natronlösung (1 TL auf 1 l Wasser) kann Pestizidrückstände auf Obst und Gemüse reduzieren – vor allem an der Oberfläche.

Die Wirkung beruht auf dem leicht alkalischen pH-Wert von Natron, der chemische Bindungen auflockern und Rückstände teilweise lösen kann.
Wichtig: Die Lösung braucht Zeit – ideal sind 12 bis 15 Minuten Einwirkzeit.

Was es nicht kann:
– In die Schale oder das Fruchtfleisch eingedrungene Pestizide neutralisieren.
– Rückstände vollständig entfernen.
– Wachsschichten (z. B. bei Importäpfeln) vollständig lösen.

Natron ist kein Wundermittel – aber ein sinnvoller Helfer im Alltag.
Besonders bei Äpfeln ein guter Zwischenschritt, wenn du die Schale weiterverwenden möchtest.

Backpulver, Natron & Soda: Alles dasselbe? 

Wie trocknet man Apfelschalen sinnvoll?

Gerade bei größeren Mengen lohnt sich das Trocknen – denn Apfelschalen von 1 bis 2 kg Äpfeln trinkt man selten direkt weg.
Drei Möglichkeiten:

Lufttrocknung
Die einfachste und nachhaltigste Methode. Schalen dünn auf einem Küchentuch oder Gitter ausbreiten, warm und luftig lagern (z. B. auf dem Küchenschrank). Nach 1–2 Tagen sind sie trocken und lagerfähig.

Dörrgerät (unter 45 °C)
Schonend und effizient – aber nur sinnvoll, wenn du ohnehin regelmäßig dörrst. Temperatur niedrig halten, sonst gehen Aroma und Farbe flöten.

Backofen mit geöffneter Tür
Eine Empfehlung, die man im Netz noch oft liest – aber ehrlich gesagt: Stand von vorgestern.
Ja, wir haben das früher selbst so gemacht – sogar in der Ausbildung gelernt, ganz ohne schlechtes Gewissen.
Aber heute ist klar: Energieverschwendung pur. Der Stromverbrauch ist enorm, die Temperatur schwer steuerbar – und ökologisch einfach nicht mehr vertretbar.

Wer nachhaltig denkt, lässt den Ofen aus und setzt auf Luft und Geduld. Oder auf ein Dörrgerät.

 

Aufbewahrungstipp:
Getrocknete Schalen luftdicht in Schraubgläsern oder Teedosen lagern – kühl und dunkel. So halten sie monatelang und bleiben aromatisch.

 

Noch ein kleiner Lese-Tipp?

Wer mag, kann den Apfelschalen-Tee auch mit einem Blüten-Eiswürfel aufpeppen – besonders im Sommer als Eistee eine hübsche Ergänzung.

Wie das geht, zeige ich dir hier:
Blüten einfrieren – Eiswürfel mit essbaren Blüte

 

Und falls du jetzt Lust auf mehr Apfel hast, passend zum Tee:

Klassischer Apfelkuchen mit Streuseln aus Kamutmehl

Hier findest du mein Rezept für einen glutenfreien Zwetschgen-Apfel-Kuchen vom Blech. Einfach die Zwetschgen durch Äpfel ersetzen – und schon wird’s ein  Apfelkuchen mit Streuseln.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0